Girls Go MINT Schnuppertag
30.01.2025, Stefanie Erne

Für einen Tag in meinen Job als Software-Entwicklerin bei nxt Engineering schnuppern. Diese Gelegenheit hat Anna, eine Schülerin der Kantonsschule Baden, im Rahmen des «Girls Go MINT» Programms der Kantonsschule Baden wahrgenommen.

«Informatiker:in» - irgendwas mit Computern oder Programmieren?

Viele junge Menschen können sich unter dem Beruf «Informatiker:in» nicht viel vorstellen. Deshalb hat die Kanti Baden als eine von mehreren Kantonsschulen das «Girls Go MINT» Programm für Schülerinnen eingeführt. Es fördert Schülerinnen, welche Interesse an MINT-Berufen haben (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), und soll ihnen Einblicke in diese Arbeitsfelder geben. Dazu gehören Workshops, um diese Themenbereiche zu veranschaulichen, Vorträge und Austausch mit Berufstätigen, und Schnuppertage.

Anna durfte ihren Schnuppertag bei uns verbringen und mir bei meinem Alltag als Software Entwicklerin über die Schulter blicken.

Der Schnuppertag

Wir haben den Tag mit einer Einführung in den Beruf begonnen, um grob zu verstehen, was Informatik ist, was mögliche Ausbildungswege sind und was für verschiedene Richtungen und Spezialisierungen es gibt. Etwa Software-Entwicklung, Cybersicherheit, Datenanalyse, System-Entwicklung, Webdesign, User Experience, und viele mehr. Zudem gab es einen kurzen Überblick über nxt Engineering GmbH als Firma und unsere Projekte.

Danach haben wir zusammen ein Feature für ein konkretes Projekt weiterentwickelt: Eine Benutzer:in kann jetzt beim Hochladen von Dateien in einer Webapp zusätzlich noch einen Kommentar hinzufügen.

Vor dem Mittagessen hatten wir als Team unser tägliches Stand-up: Ein kurzes Meeting, bei welchem jedes Teammitglied in ein bis zwei Sätzen erzählt, woran er/sie arbeitet, und möglicherweise Unterstützung braucht.

Am Nachmittag konnte Anna selbstständig einige Programmier-Herausforderungen in JavaScript programmieren. Sie hatte an der Kanti Baden bereits Python gelernt, deshalb schlug ich ihr vor, sie solle die Herausforderungen doch in JavaScript programmieren, um eine weitere Programmiersprache kennenzulernen. Anna war überrascht, dass JavaScript viel simpler sei, als sie erwartet habe.

Gegen Ende des gemeinsamen Tages haben meine Kollegen Mirco und Michael ihr noch zwei unserer spannenden Kundenprojekte vorgestellt: GeoVisualizer und MIA. GeoVisualizer stellt alle von einer Baufirma betreuten Baustellen auf einer Karte dar, damit diese Informationen bei der Planung der nächsten Baustellen in derselben Gegend einfach gefunden werden können. MIA (Mobility Impact Analyzer) simuliert grafisch, wie sich der Verkehr in einer Stadt bewegt, und was für einen Einfluss zum Beispiel Ridepooling haben kann.

Frauen in der Informatik

Als Software-Entwicklerin war ich als Frau immer in der Minderheit, oft sogar die einzige im Team. Das ist theoretisch weder ein Vor- noch ein Nachteil. Praktisch hat es aber leider einen Einfluss: Männer sind oft kompetitiver und haben eine – im übertragenen Sinne – lautere Stimme. Gerade auf junge Frauen kann das abschreckend und verunsichernd wirken. Zudem kommt dann manchmal noch der Zweifel, ob man nur ein Diversity Hire war. Oder noch schlimmer, wenn die anderen Team-Mitglieder das denken.

Ich selbst habe zum Glück nur eine schlechte Erfahrung gemacht: Ich hatte die Lehre als Kantonsbeste abgeschlossen und bei der Abschlussfeier hat mir ein Herr mit den Worten «das ist aber eine gute Leistung für eine Frau» gratuliert. Und nein, das war nicht 1960, sondern 2012. Abgesehen davon waren all meine Kollegen und Vorgesetzte immer sehr unterstützend und fördernd, bzw. ich wurde nicht anders behandelt als alle anderen.

Wo wir heute bereits sind, aber auch noch nicht

Die Förderprogramme für Mädchen und Frauen in naturwissenschaftlichen Gebieten scheinen Früchte zu tragen: In Studiengängen im Bereich Naturwissenschaften, Mathematik und Statistik hat der Frauenanteil in Universitäten im Jahr 2022 die 50%-Marke überschritten, in Hochschulen sogar schon 2020.

Anders sieht es leider im Bereich Informatik aus. Im Jahr 2023 betrug der Frauenanteil an den Eintritten in Fachhochschulen und Universitäten für Studiengänge im Bereich Informatik gerade mal 20%. (Quelle: Bundesamt für Statistik)

Zeitstrahl des Frauenanteils in Prozent in MINT-Studiengängen von 1980 bis 2023 gemäss BFS. Der Anteil in Naturwissenschaften, Mathe und Statistik steigt von 25% in 1980 stetig an bis 50-55% in 2023. Für Informatik startet der Anteil 1980 bei 25%, sinkt dann 1985 auf 5% und steigt dann langsam an bis ca 22% in 2023

Die Informatik braucht mehr Frauen

Ein höherer Frauenanteil in der Informatik ist wichtig, um Innovation und Kreativität zu fördern. Vielfältige Teams mit unterschiedlichen Perspektiven entwickeln bessere und umfassendere Produkte, die die Bedürfnisse aller Nutzergruppen berücksichtigen.

Unternehmen können dies aktiv fördern, indem sie:

  • Mädchen frühzeitig für Informatik begeistern: z.B. durch Schulpartnerschaften, spannende «Girls Day» Angebote und Praktika.
  • Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen: Flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeitmöglichkeiten und Homeoffice-Optionen fördern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für alle Mitarbeitenden
  • Frauen gezielt fördern: Mentoringprogramme, Frauennetzwerke und Führungskräfteentwicklung unterstützen Frauen in ihrer Karriere.
  • Eine inklusive Unternehmenskultur leben: Gleichberechtigung, Wertschätzung und der Abbau von Stereotypen sind entscheidend.
  • Weibliche Vorbilder sichtbar machen: Erfolgsgeschichten teilen und Frauen in der Aussendarstellung des Unternehmens präsent zeigen.

Durch diese Massnahmen können Unternehmen dazu beitragen, die Informatikbranche vielfältiger und zukunftsfähiger zu gestalten und den Fachkräftemangel zu bekämpfen.

Auch (Gross-)Eltern, Onkel, Tanten etc. können Mädchen für die Informatik begeistern! Technik im Alltag erklären, Zugang zu Technologie ermöglichen, Stereotype vermeiden und vor allem: die eigene Neugierde und Begeisterung weitergeben!

Fazit

Als Software-Entwicklerin liegt es mir am Herzen, das Interesse an der Informatik bei Mädchen und Frauen zu fördern. Ich freue mich immer, eine Schülerin, welche sich für die Informatik interessiert, bei uns zum Schnuppern zu haben. Es ist spannend zu hören, wie heutzutage Programmieren und andere MINT-Fächer in der Schule gelehrt werden, und was junge Frauen bewegt. Andererseits kann ich hoffentlich vermitteln, warum ich die Software-Entwicklung einen tollen Job finde, der nicht ein staubiger Bürojob für Nerds ist. Ebenfalls zeigen die Zahlen der Studieneintritte, dass diese Förderung vor allem in der Informatik nach wie vor nötig ist.

Bist du eine Schülerin, die sich für MINT-Berufe interessiert? Das «Girls Go MINT» Programm gibt es an einigen Kantonsschulen in den Kantonen Aargau, Luzern und Zug. Vielleicht hat deine Schule ja auch ein ähnliches Programm?

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